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Gemeindewappen Ortsgeschichte Bilder aus Dorf und Flur Neuengrüner Flurkarte von 1853

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Neuengrün im Jahre 1908 von Süden

Neuengrün ist ein kleines Dorf, welches östlich von Steinwiesen als Ortsteil von Wallenfels inmitten des Frankenwaldes im nordöstlichen Zipfel Bayerns liegt und zum Kreis Kronach im Regierungsbezirk Oberfranken gehört. Es liegt auf einer Meereshöhe von 582 m in einem gesunden Klima.

Wer von Bamberg kommend die B 173 (Frankenschnellweg) über Lichtenfels und Kronach in Richtung Hof fährt, biegt etwa 4 km hinter Wallenfels nach links ab und gelangt so auf der Fahrt durch eines der schönsten Wiesentäler des Frankenwaldes nach ca. 5 km direkt nach Neuengrün. Hat man die nicht unerheblichen Anstiege und den Wald hinter sich gelassen, kann man den Anblick des idyllischen Dörfchens genießen, in dessen Nachbarschaft sich die Orte Schlegelshaid und Wolfersgrün befinden.

Zur ehemals selbständigen Gemeinde Neuengrün gehörten Schindelthal, eine Einöde am Ausläufer der Leutnitzberge, zwei Wellesmühlen im Wellesbachgrund und Wellesberg auf dem Eichsberg. Bis zum Jahre 1951 zählte man Wellesberg und die beiden Wellesmühlen zu Wolfersgrün, erst dann wurden sie Neuengrün angegliedert. Schlegelshaid gehört zur Marktgemeinde Steinwiesen.

Neuengrün ist ein Quellreihen-Rundangerdorf mit Radialhufenflur und befindet sich östlich der Fränkischen Linie. Deutlich ablesbar ist die systematische Dorfanlage nicht nur am bebauten Dorf mit seinen Hausgärten, sondern auch an den Flurstücken, die den Hofgrundstücken nach außen hin zugeordnet sind. Vom Ort ausstrahlend, führen radial Straßen und Feldwege auseinander, so daß bis heute das Gründungssystem des Dorfes bis in die Fluren bewahrt ist. Wenig ist von der ältesten erdgeschossigen Bebauung erhalten. Heute wird Neuengrün von zweigeschossigen Satteldachhäusern, seltener von Walmdach-häusern, geprägt. Weitgehend erhalten ist die Verschieferung, die nicht nur Dokument historischer Bau- und Materialtechnik, sondern auch landschaftstypischer Farbgestaltung ist. Angelegt in einer nach Südosten geneigten Senke, schart sich das Dorf radial um den Anger, in dem an relativ tief gelegener Stelle die katholische Kuratiekirche "Mariä Himmelfahrt" steht.

Der Anger dient der Dorfgemeinschaft zur Nutzung, allerdings wurden in der jüngsten Neuzeit der obere Weiher und die Dorflinde entfernt und durch einen Spielplatz ersetzt.

Bilder aus den umliegenden Weilern:

Blick auf die Untere Wellesmühle von Wellesberg aus Blick auf die Untere Wellesmühle von Wellesberg aus. Einige Winterimpressionen aus der Wellesmühle.
Schindelthal im Winter Schindelthal im Winter

Gemeindewappen

Das Wappen, das unsere Internetdarstellung prägt, ist zugleich das Gemeindewappen von Neuengrün. Am 7. April 1970 beschloß der Gemeinderat Neuengrün, ein eigenes Wappen anzunehmen und auch künftig zu führen.

Die Beschreibung des Wappens lautet:

"In Grün zwei schräg gekreuzte, wachsende, goldene Ähren, die an der Kreuzung durch eine silberne Lilienkrone geführt sind. Darüber ist ein senkrecht stehender silberner Bergmannshammer."

Der Inhalt des Gemeindewappens wird so begründet:

"Seit 1323 ist Neuengrün als zum Bamberger Amt Kronach gehörend nachgewiesen. Schon 1348 werden zwei Eisenhämmer dort erwähnt. Für den einstigen Erdabbau und die Existenz verschiedener Eisenhämmer steht in dem neuen Gemeindewappen ein Bergmannshammer. Die beiden Ähren versinnbildlichen den heute vorwiegend landwirtschaftlichen Charakter des Dorfes. Die silberne Lilienkrone weist auf die Kirche "Mariä Himmelfahrt" hin, zu deren Muttergottes-Gnadenbild heute noch gewallfahrtet wird. Die grüne Feldfarbe des Wappens soll auf den Namensteil "grün" Bezug nehmen."

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Aus der Ortsgeschichte

(Auszug aus der Festschrift zum 200. Weihetag der Kuratiekirche "Mariä Himmelfahrt" Neuengrün 1995)


Zum Namen Neuengrün wird erzählt, daß ein Ritter von Waldenfels in die Gegend der jetzigen Ortschaft gekommen sei. Von der Landschaft beeindruckt, soll er ausgerufen haben: "Welch Neues Grün!" und habe dort einen Ort mit dem heutigen Namen Neuengrün gegründet. Dies ist natürlich eine Sage.

Wann die erste Besiedlung stattfand, ist unbekannt. Im Bischöflichen Urbar von Bamberg wird im Jahre 1323 Neuengrün als "wüst" bezeichnet, d.h. durch irgendwelche Katastrophen, Krieg, Seuchen, ansteckenden Krankheiten usw. waren damals viele Dörfer ausgestorben und wüst. Die Ortschaft verdankt ihre Gründung den Rittern von Waldenfels, deren Burg sich oberhalb der jetzigen Stadt Wallenfels auf dem Schloßberg befand.

Im Jahre 1195 hat Bischof Otto II. dem Abt von Banz an den Grenzen des bischöflichen Waldes Loucilowe (Lichtenfels) zwei Stücke zur Neubesiedlung gegeben - Schönreuth und Neuensorg. Dafür erhielt der Bischof vom Abt die Ortschaft Ylowa nebst Wald und Zubehör . Dieses Ylowa hat der Bischof dem Sohn seines Bruders, Berthold von Meranien, einem Herzog aus dem Geschlecht der Herren von Andechs-Meranien, als Lehen übertragen. Dieses Dorf an der Wilden Rodach wird 1325 Cyelauwe = Zu Yelau genannt und muß als Zugehör zur Burg Waldenfels 30 Fuder Heu liefern.

Zum ersten Mal nennt sich Ritter Eberhard am Sterbebett des letzten Meraniers zu Niesten, Herzog Otto (1248), nach der Burg Eberhard von Waldenfels'. Zu dieser Zeit hat also die Burg schon gestanden. Die Bauzeit der Burg dürfte also in die Jahre 1195-1248 fallen. Sie diente als Zufluchtsort für die bereits bestehenden Dörfer: Ylau, Podwol Chösten, Welainch (Wellesbach), Newngruen, Reyweinsgruen (Räubersgrün), Chanausgruen (Kirchbühl auf der Markgrafenhöhe) und Geuzzen. Aus diesen Orten sollte eine Herrschaft entstehen, weil das Lehen im Osten durch den Purkstal Reyweinsgruen und gegen Süden mit der Burg Chanansgruen gegen das bischöfliche Amt Stadtsteinach gesichert war.

Im selbständigen Teil der Einträge im Privilegienbuch des Fürstbistums Bamberg von 1320 heißt es:
In Neuengrün haben sich neuerdings 6 Söldner niedergelassen. Nach Umlauf von 6 Jahren wird ihnen Zins auferlegt. Auch 2 Hämmer wurden eingerichtet, denen der Zins bestimmt werden muß. Von den 7 Dörfern längs des Rodachflusses wird Vogtshaber gegeben, den der Castellan einnimmt. In diesem Amt sind zur Zeit wüste Dörfer wieder bewohnbar gemacht: Wolframsgrün (Wolfersgrün) hat zuerst 2 Höfe, später 9 Mann, Wellings (Wellesberg) 12 Mann, Reyweisngrün (jetzt Walddistrikt) 10 bebaute und 5 wüste Lehen.

Bergbau

1333 sind in Neuengrün 6 Dorfhübner (Söldner) angesiedelt. Es gibt zwei Hämmer oder Schmieden. Es waren also bereits Erzgruben vorhanden. Dies ist heute noch aus dem Flurnamen "Eisengraben" ersichtlich. Der Eingang zu der Eisengrube ist in der Gemarkung "Kirchsteig" noch jetzt zu erkennen.

Neuengrün liegt 582 m ü. N.N. Zum erstenmal wird es urkundlich 1323 (Newngrün) erwähnt. Es fällt in die Siedlungsperiode IV (Hauptrodungsperiode etwa 1050-1300). Es ist aber leicht möglich, daß es, zusammen mit anderen Frankenwalddörfern, schon viel eher entstanden ist. Jahrzehntelang mußte mühsam gerodet werden. Die alten und starken Bäume waren zu fällen, zusammenzusägen und die Baumstöcke aus der Erde zu graben. Und das alles mit primitivstem Gerät. Es dauerte Jahre, bis das Land einigermaßen fruchtbar wurde.

Das erste Haus in Neuengrün war das sogenannte "Franzenhaus" (jetzt Haus Nr. 11). Es war ganz aus Eichenholz erbaut, ein Zeichen, daß der umliegende Wald Mischwald war.

Der Eisenerzfund veranlaßte die Burgherren von Waldenfels, Arbeiter anzuwerben. So entstanden im Laufe der Zeit 14 Bauernanwesen. Im Volksmund werden sie noch heute die 14 Nothelfer genannt. Sie bildeten die Ortsgemeinde Neuengrün und verwalteten gemeinsam den Gemeindewald und den Ortsanger mit der Wasserhüll, auf der heute noch das ehemalige Schulhaus steht.

Das Dorf ist ein ganz typischer Rundling. Im 14. Jahrhundert siedelte ein Ritter der Burg Waldenfels Wenden an. Nach den Überlieferungen soll es sich um den Stamm der Gareusen gehandelt haben. Aus diesem Namen entwickelte sich dann der Name Gareis, der heute noch in Neuengrün sehr verbreitet ist. Es ist wahrscheinlich, daß die Dörfer auf den Höhen des Frankenwaldes von solchen slawischen Siedlern an-gelegt wurden. Nach dem Vordringen der Franken, die sich zuerst an den größeren Flüssen niedergelassen hatten, vermischten sich diese mit den Slawen oder drängten sie zurück. Nach einer anderen Version soll der Name Gareis (auch noch in neuerer Zeit der häufigste Name in Neuengrün!) den Schmied bezeichnen, der das fertige Eisen bearbeitet. Im Gegensatz hierzu stehen die Namen Frischeisen, Fröreisen und Gefröreis, die sich auf die Gewinnung des Eisens beziehen.

Holz und die zum Schmelzen von Erz notwendigen Holzkohlen gab es reichlich im Frankenwald, und es lag nahe, daß man schon in frühester Zeit nach Mineralien und Erzen suchte. So taten die Bamberger Bischöfe ihr möglichstes, den Bergbau zu unterstützen und sich dessen Vorteile zu sichern. So verschrieb 1413 Bischof Albrecht, Graf von Wertheim (reg. 1399-1421), dem Friedrich von Sparneck sein Eisenwerk und Wustung zu Neuengrün, um es zu bearbeiten nach Bergwerkrecht. Während des Reichstages zu Nürnberg belehnte Bischof Friedrich III. von Aufseß (reg. 1421-1432) die Bürger Heinrich Silk, Conrad Glaser, Nikel Prücker und ihre Nachkommen mit dem Bergwerk auf dem Stiftsberg, genannt Silberberg, bei Waldenfels.

1579 legte der Kronacher Kastner Andreas Schnap ein Hammergut oberhalb von Wallenfels an. Er erhielt die Vergünstigung, neben der Schmiede eine Gießhütte zur Herstellung von Öfen, Kugeln und Häfen zu erstellen und ein Eisenbergwerk unterhalb von Neuengrün zu vollenden. Bis 1605 bestand der Hammer, lag dann längere Zeit still und wurde 1621 auf der Kronacher Pfarrkanzel dreimal zum Kauf angeboten.

Die Bergwerke blieben aber noch Jahrzehnte verlassen. Erst Anfang des 18. Jahrhunderts wurde auf Veranlassung des Fürstbischofs Lothar Graf von Schönborn erneut gegraben. Die Ausbeute an Blei- und Kupfererz war zunächst sehr ergiebig; die Grabungen wurden aber später wegen geringer Funde wieder aufgegeben. Doch schon Ende des 18. Jahrhunderts wurden wieder zwei Gruben in Betrieb genommen. Es wurde hauptsächlich Eisenstein gewonnen. Im Bamberger Hof- und Standes-kalender werden als Besitzer der Neuengrüner Eisensteingrube Philipp Bähr aus Steinwiesen und Johann Brehm aus Neuengrün genannt. Wie lange diese Gruben in Betrieb waren, läßt sich nicht feststellen.

Rund 500 m südwestlich von Neuengrün liegt zu Seiten des nach Schindelthal führenden Weges ein alter Bergbau, der durch Pingen und Stollen gekennzeichnet ist. Man sieht kleinere Einsenkungen und Abgrabungen sowie drei größere Pingen (trichterförmige Vertiefungen), von denen eine an der Wegböschung, die beiden anderen ca. 70 m westlich liegen. An den Rändern der Pingen und Halden (Schutthügel) findet sich schalig-schiefriges, derbes Brauneisenerz, das vielfach noch einen hochgradig zersetzten, meist sandig-tonigen Rückstandskern enthält. Das Nebengestein ist Schiefer und hauptsächlich Kulmkonglomerat. Hierzu gehören auch zwei Stollen, wovon der eine 200 m südlich der Pingen und 45 m tiefer im obersten Teil des nördlichen Zweiges des von Schindelthal ostwärts nach den unteren Wellesmühlen hinabführenden Tälchens liegt (Eisengraben); der andere rund 400 m nordwestlich der Pingen und 70 m tiefer in dem von Neuengrün seitlich in das Tal der Wilden Leutnitz hinabführenden Weges (Kirchsteig).


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